Hattest du schon vorher Erfahrungen mit Wissenschaftskommunikation?
Ich helfe in der Lehre der Medizinstudierenden und MTLAs (Medizinisch-technische Laboratoriumsassistent*innen). Dabei geht es eher um das Wissen, was ein guter Arzt oder eine gute MTLA mit in den Beruf bringen muss. Der wissenschaftliche Teil, beispielsweise wie man zu neuen Erkenntnissen kommt, spielt aber nur eine kleine Rolle.
Und war es dein erster Kontakt in diesem Rahmen mit der Zielgruppe „Schüler*innen“?
Meinen Kindern – sie sind acht und elf Jahre – versuche ich zu erklären, was ich so mache. Sonst war die Kommunikation mit Schulklassen für mich etwas Neues.
Mit welchen Erwartungen bist du in die Themenrunde „Infektionen“ hineingegangen?
Ich hatte mich selbst als Schüler vor Augen und habe ein chaotisches Durcheinander erwartet. Als die Fragen dann eine nach der Anderen eintrafen, war ich überrascht, wie viel die Schüler*innen wissen wollten. Ich hoffe, meine Lehrer*innen von damals haben mir mein Verhalten mittlerweile verziehen.
Was nimmst du von dieser Erfahrung für dich und vielleicht auch für deine Forschung mit?
Lustigerweise kamen ein paar Fragen, die ich mir noch nie gestellt habe. Und das aus einem Blickwinkel, der mir völlig fremd ist: Diese unbekümmerte, großartige Ansicht, wie Schüler*innen sich Krankheitserreger vorstellen. So haben alle etwas gelernt.
Mit deinem Preisgeld planst du, das Projekt „Mit Sicherheit verliebt“ zu unterstützen. Magst du kurz in ein paar Sätzen erklären, was das für ein Projekt ist und wieso du sie gerne unterstützen möchtest?
Sex ist in Deutschland überall – in Medien, Kunst und Kultur. Trotzdem gibt es immer wieder Fragen. Lehrer*innen sind Spezialist*innen, wenn Kinder und Jugendliche etwas zu dem Thema wissen wollen. Und doch gibt es Fragen, die stellt man lieber anderen Expert*innen, die vielleicht nicht wesentlich älter sind und einen nicht bis zum Schulabschluss täglich begleiten. Ich kenne „Mit Sicherheit Verliebt“ aus meiner Studienzeit. Das Projekt bringt Medizinstudent*innen in die Schulklassen. Sie kennen die Sprache der Jugendlichen und ermuntern dazu, auch kritische und schambehaftete Themen zu diskutieren. Zudem sind Medizinstudent*innen es gewohnt, neue wissenschaftliche Ergebnisse mit zu berücksichtigen und so den Schüler*innen dabei zu helfen, eine „selbstbestimmte und reflektierte (gesunde) Beziehung zu ihrer Sexualität zu entwickeln.“
Was würdest du anderen Forschenden raten, die überlegen, auch an IAS teilzunehmen?
IAS kostet Zeit. Mein Urlaub wurde immer wieder für 30 Minuten unterbrochen.
Aber es lohnt sich: Wissenschaft ist wie ein Baum. Wir beschäftigen uns mit Fragestellungen zu kleinen Blättern irgendwo in der Krone, oder mit einem kleinen Ast links unten. Durch IAS tritt man zurück und sieht wieder den ganzen Baum – durch die Augen eines Kindes. Man lernt wieder, sein Fachgebiet ohne die gängigen Abkürzungen und Fremdworte zu beschreiben. Man wird daran erinnert, dass der Baum ohne Wurzeln, ohne unsichtbare, noch zu erforschende Bestandteile nicht leben kann. IAS erlaubt uns eine blauäugige Ansicht auf unseren Baum und lässt die kindliche Freude am eigenen Forschungsthema wieder sprießen.
Gab es eine Frage in den Chats, die dich noch länger beschäftigt oder beeindruckt hat? Und wenn ja, wieso?
Fast in jeder Klasse kam die Frage: “Was ist die tödlichste Infektion der Welt?“ Ich tue mich auch jetzt noch schwer mit der Antwort. Umso spannender fand ich es, wie die anderen Wissenschaftler*innen diese Frage interpretierten und ihre Antworten verteidigten. Ich saß manchmal einfach nur nickend da und freute mich, auf welchem hohen Niveau all die anderen Wissenschaftler agierten und argumentierten. (Meiner Meinung nach ist die schlimmste, „infizierende“ Erkrankung die Armut).
Philip J. Hoepffner leitet das parasitologische Diagnostiklabor an der Universitätsklinik Heidelberg. Zudem ist er ärztlicher Mitarbeiter bei Sumaya Biotech, einem Biotechnologieunternehmen, das sich auf die Erforschung einer neuen Malariatherapie sowie einer Impfung spezialisiert hat und ebenfalls an der Uni Heidelberg angesiedelt ist. Die Parasiten des Menschen und die Krankheiten, die sie hervorrufen, sind der thematische Fokus seiner Arbeit. Momentan forscht er mit seinem Team an einer neuen Malariatherapie sowie an einem Impfstoff.
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