• Frage: Was ist die gefährlichste Bakterie? Wie viele Viren braucht ein Körper um zu sterben?

    Frage gestellt thaw16nag am 29 Sep 2022.
    • Foto: Simon Peter

      Simon Peter Beantwortet am 29 Sep 2022:


      Hi,
      das sind leider Fragen, die so mit einer klaren Antwort bzw. Zahl nicht zu beantworten sind.
      Zur gefährlichsten Bakterie: Was ist gefährlich? Die Sterblichkeitsrate? Wie leicht es sich überträgt, wie häufig es ist? Ob man es behandeln kann?
      Magen-Darm Erreger, wie Cholera sind sehr gefährlich, wenn sie nicht behandelt werden, alte oder bereits kranke Menschen infizieren und allgemein schlechte hygienische Bedingungen herrschen (z.B. verseuchtes Trinkwasser).
      Milzbrand, bzw das Bakterium Bacillus anthracis, das Milzbrand auslöst ist sehr gefährlich, vor allem, weil die Sporen viele Jahre bis Jahrzehnte im Boden überleben können. Die Geschichte von Gruinard Island in Schottland ist da sehr interessant. Dennoch ist die Zahl der Milzbranderkrankungen eher gering und es kann nur von Tieren übertragen werden, eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist meines Wissens nicht möglich. Daher ist es selten, aber schwer zu therapieren, wenn es nicht frühzeitig erkannt wird und wird daher als sehr gefährlich angesehen und als potenzielle Biowaffe gefürchtet.
      Auf der anderen Seite ist die Grippe sehr weit verbreitet, von Mensch zu Mensch übertragbar und es sterben deutlich mehr Menschen jährlich an einer Grippe als an Milzbrand. Dennoch wird die Grippe selten als gefährlich angesehen (Grippe ist allerdings ein Virus). Das liegt auch daran, dass die Wahrscheinlichkeit zu sterben bei einer Grippe geringer ist als bei Milzbrand. Allerdings sorgen bei der Grippe dann hohen Fallzahlen auch bei geringerer Sterblichkeit insgesamt für mehr Todesfälle. Demnach wäre nach potenzieller Sterblichkeit Milzbrand gefährlicher, nach absoluten Todesfällen aber die Grippe.
      Auch die Pest ist ein Bakterium und hat in der Vergangenheit einen großen Schrecken verbreitet. Heute spielt sie kaum noch eine Rolle. Verbesserte Hygiene und wirksame Medikamente wie Antibiotika haben ihr den Schrecken genommen. Heute wird die Pest keine Städte mehr auslöschen.
      Es lässt sich daher nicht sagen, was das gefährlichste Bakterium ist, je nach Sichtweise kommen verschiedene in Betracht.

      Auch bei der Frage der Viren ist eine einfache Zahl nicht möglich. Es hängt vom Virus ab. Bei HIV z.b. treten in der Akutphase bis zu 1.000.000 Kopien/ml Blut auf, ohne das man daran stirbt, es folgt dann eine Latenzzeit, die Jahre dauern kann, in der die Anzahl der Kopien wieder sinkt und beim Ausbruch der Erkrankung dann wieder stark steigt. Erst bei Wiederausbruch verläuft HIV dann tödlich.
      Vielleicht kann einer der ärztlichen Kollegen hier genauere Zahlen und andere Beispiele liefern als ich.

    • Foto: Barbara Bröker

      Barbara Bröker Beantwortet am 29 Sep 2022:


      Was Simon Peter geschrieben hat, stimmt – es ist nicht einfach, die Frage klar zu beantworten.
      Aber ich finde, es gibt gute Gründe, das Bakterium Mycobacterium tuberculosis hier zu nennen. Mycobacterium tuberculosis verursacht Tuberkulose, wie der Name sagt. Jedes Jahr erkranken etwa 10 Millionen Menschen an Tuberkulose und mehr als eine Million sterben an dieser Krankheit, darunter viele Kinder. Die Krankheit ist „im reichen Westen“ nicht sehr häufig, aber in Afrika zum Beispiel erkranken sehr viele Menschen daran. Die Mykobakterien zerstören über Jahre die Lunge. Tuberkulose kann man gut behandeln, aber dies ist nicht einfach. Die Patienten mehrere Monate lang verschiedene Medikamente einnehmen. Es gibt auch seit langem einen Impfstoff gegen Tuberkulose (BCG), und dort, wo die Krankheit häufig ist, werden Babys damit geimpft. Weil der Impfstoff nicht perfekt ist, arbeiten viele Forschungsgruppen an besseren Impfstoffen gegen die Tuberkulose.

    • Foto: Philip J. Hoepffner

      Philip J. Hoepffner Beantwortet am 6 Okt 2022:


      Ich würde sagen: Die für den Menschen gefährlichste Bakterie ist die Tuberkulose:

      – Infektion über Tröpfchen, also durch die Luft
      – wächst extrem langsam, wodurch die Beschwerden nicht gleich auftreten
      – Der Beweis, daß Tuberkulose in der Lunge ist, ist nicht einfach
      – Die Therapie ist die Hölle: 6 Monate lang viele Antibiotika
      – Extrem ungünstige Erreger, die manchmal gegen die „normale“ Therapie resistent sind. Und „annormale“ Therapeutika sind super Teuer.

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