• Frage: Was verdient man als Wissenschaftler?

    Frage gestellt buss16ted am 28 Sep 2022. Diese Frage wurde auch von case16ted gestellt.
    • Foto: Simon Peter

      Simon Peter Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Guten Morgen.
      Meistens wird man nach TV-L bezahlt, also nach dem Tarifvertrag der Länder, da man an Unikliniken und Unis arbeitet, deren Angestellte dann nach Tarifvertrag TV-L bezahlt werden. Mit einem Studienabschluss (Master) steigt man dann oft auf einer Promotionsstelle ein. Der Tarifvertrag hat verschiedene Stufen von 1 bis 15. Als Doktorand steigt man dann bei Stufe 13 ein, bekommt bei voller Arbeitszeit aber nur 50-65% Gehalt einer vollen Stelle. Das sind etwa 1400€ Netto. Nach dem Doktor bekommt man dann ein volles Gehalt, das sind so 2800€ netto. Es steigt dann je länger man dabei bleibt. Wenn man eine eigene Arbeitsgruppe leitet kann man dann in die Stufe 14 oder sogar 15 kommen. Das müssten dann so um die 3500€ sein, genau weiß ich es aber grade auch nicht. Das kann man aber online finden TV-L Rechner heißt das.
      In der freien Wirtschaft bei Unternehmen kann man auch mehr verdienen. Es hängt auch mit der Fachrichtung und was genau man macht zusammen.
      Man darf aber nicht vergessen. Nach dem Abitur sind es 5 Jahre Studium, wenn es gut läuft, da muss man auch Geld für bezahlen, dann kommt die Doktorarbeit, die zwischen 3 und 5 Jahren dauert und man oft 50h+ die Woche und nicht selten auch an Wochenenden arbeitet, wobei man keine Überstunden angerechnet bekommt. Man ist dann (zumindest in meiner Generation mit Zivil oder Wehrdienst) oft Anfang 30 bevor man richtig Geld verdient. Auch bekommt man in der Regel nur befristete Verträge. Unter dem Hashtag #ichbinHanna ist das ja auch im letzten Jahr oft durch die Medien gegangen.
      Ich hoffe das konnte die Frage ganz gut beantworten.

    • Foto: Christine Römer

      Christine Römer Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Ich stimme Simon zu, er hat das Gehalt für Wissenschaftlern in Akademie sehr gut beschrieben. Wissenschaftler können aber auch in der Privatsektor (=Firmen) arbeiten, je nach Stelle sind die Gehälter ähnlich oder höher als in der akademischen Welt.

    • Foto: Philip J. Hoepffner

      Philip J. Hoepffner Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Ich bekomme so um die 3000€ jeden Monat überwiesen. Aber die meisten anderen Wissenschaftler hier bekommen sicher mehr.

    • Foto: Jan-Martin Daniel

      Jan-Martin Daniel Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Während der Promotion bekomme ich durch die 50% Verträge ca. 1500€. Bei PostDoc’s ist das Gehalt ungefähr das doppelte.
      In der Industrie sind sie Gehälter im Durchschnitt höher

    • Foto: Patrick Fischer

      Patrick Fischer Beantwortet am 28 Sep 2022:


      In unserem Institut bekommen die meisten Promovierenden (Leute die einen Doktor machen) eine 65 % Stelle. Das ist aber schon das Maximum was während einer Promotion in der Universität im Bereich Biologie möglich ist. Bei mir kommen dann so ungefähr 1700 Euro pro Monat auf das Konto.
      Die Stellen schwanken aber zwischen 50-65 % also kann das auch durchaus weniger werden.
      Simon hat das in seiner Antwort etwas genauer beschrieben.

    • Foto: Kai Kropp

      Kai Kropp Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Ich kann da nur hinzufuegen, dass in unserem Institut leider die meisten Doktoranden Stipendien erhalten und nicht angestellt sind. Sie bekommen dadurch nur ungefaehr 1000-1100 Euro/Monat. Durch das Stipendium muessen sie zwar keine Steuern zahlen, muessen aber selbst ihre Krankenversicherung zahlen (meist zu einem relativ hoeheren Beitrag) und haben keine Einzahlungen in Rente und Arbeitslosenversicherung. Was zur Folge hat dass diese Jahre bei der Berechnung der Rente fehlen, bzw. dass bei Arbeitslosigkeit nach der Promotion eben kein Arbeitslosengeld gezahlt wird, sondern direkt nur HarzIV.
      Das hat zur Folge, dass Stipendiaten normalerweise finanziell schlechter gestellt sind als Promovierende auf einer 50% Stelle.
      Wir koennen nur hoffen, dass sich durch die erhoehte Aufmerksamkeit in der Politik und der Oeffentlichkeit im Moment (z.Bsp. #ichbinHanna) etwas aendert. Ich habe da aber wenig Hoffnung, da dafuer grosse Investitionen durch den Staat notwendig waeren und viele (durchaus gutgemeinte Gesetzesaenderungen effektiv keine, bzw. keine positiven Auswirkungen haben werden)

    • Foto: Mathias Rhein

      Mathias Rhein Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Das hängt tatsächlich stark davon ab, wo man für welche Aufgaben angestellt ist. Die meisten Wissenschaftler arbeiten an Unis oder Instituten, die etwas mit Forschung zu tun haben.

      Doktoranden bekommen in der Regel die Hälfte eines normalen Gehalts, die Hälfte nachdem man nach ungefähr 4.5 Jahren mit dem Studium fertig ist, etwa 1500€. Hier gibt es aber auch Ausnahmen, zum Beispiel wenn man sich für ein Stipendium bewirbt, wird man von dem Geldgeber bezahlt, das ist dann in der Regel auch mehr, weil man sich dann selbst krankenversichern muss.

      Nachdem man seine Doktorarbeit fertig hat, verdient man dann erstmal das Doppelte als zuvor, während der Verdienst sich dann entsprechend von Jahr zu Jahr anpasst. Wissenschaftler in der freien Marktwirtschaft verdienen in der Regel deutlich mehr als im öffentlichen Dienst, ich weiss aber nicht genau, was das genau in Zahlen bedeutet.

      Wenn man dann schliesslich Professor wird, kann man sein eigenes Gehalt verhandeln.

    • Foto: Heike Brötz-Oesterhelt

      Heike Brötz-Oesterhelt Beantwortet am 28 Sep 2022:


      Da aus den bisherigen Antworten etwas herausklingt, dass der Wissenschaftler-Beruf aufgrund von finanziellen Überlegungen evtl. nicht attraktiv sein könnte, möchte ich gerne noch meine Sicht beitragen. Ich habe nach meiner Doktorarbeit lange in der Industrie gearbeitet und bin dann als Professor an die Uni zurückgekehrt. Dadurch kenne ich beide Seiten recht gut.
      Persönlich habe ich meine Doktorarbeit nie als „Job“ betrachtet, bei dem die Höhe der Bezahlung eine wichtige Rolle spielt, sondern als Teil meiner Ausbildung, in der ich mir mein Promotionsthema und meine Arbeitsgruppe vollkommen frei ausgesucht habe, und zwar danach, was mir selbst inhaltlich am besten gefiel.
      Man hat während der Promotion immense Freiheit, spannende Sachen zu erforschen und man hat auch viel Freiraum seine Laborarbeit und seinen Arbeitsrhythmus zu gestalten. Ich habe mich in mein Doktorarbeits-Thema richtig verliebt und habe auch viel positives Feedback dafür erhalten, zum Beispiel auf Konferenzen, auf denen ich meine Ergebnisse berichten durfte.
      Diese Zeit ist nicht dazu gedacht, dass man Arbeit für seinen Professor verrichtet im Sinne eines Erledigens von fremdbestimmten Aufgaben oder „Dienst nach Vorschrift“. Ganz im Gegenteil, der Professor soll einen unterstützen und helfen, dass man Neues lernt und sich zu einem selbständig arbeitenden Wissenschaftler weiterentwickeln kann. Bevor man nicht 3-5 Jahre an seiner Doktorarbeit gearbeitet hat, hat man (zumindest in Naturwissenschaften) i.d.R. noch nicht geübt, selbständig zu forschen.
      Daher sind die Promotionsstellen meist auch nur mit 50% oder 65% ausfinanziert. Der Rest der Zeit ist quasi dazu gedacht, sich selbst weiterzubilden und viel Literatur zu lesen, damit man gute Forschung machen kann. Die Uni stellt dafür einen mit teuren Geräten ausgestatteten Arbeitsplatz bereit. Man bekommt das Gehalt quasi dafür, dass man während dieser ausgedehnten Ausbildung seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, ähnlich einem „Lehrlingsgehalt“. Der Betreuter der Doktorarbeit übernimmt während dieser Zeit die Rolle des „Ausbilders“ und gibt Hinweise und Hilfestellungen.
      Klar ist es eine lange Ausbildung, aber auch eine sehr interessante. Nach abgeschlossener Doktorarbeit sind die Gehälter dann deutlich besser und eine Promotion ist auch die Voraussetzung für eine Leitungsfunktion in der Industrie mit deutlich besserer Gehaltsperspektive. Auch Professorengehälter sind deutlich höher und nicht schlecht, in meinen Augen. Sie werden nach W-Besoldung finanziert. Stufe W2 sind ca. 6700 Euro Brutto und W3 sind 7600 Euro Brutto im Grundgehalt. Dazu kommen Familienzuschläge und man zahlt weniger Krankenversicherung als Angestellte. Außerdem kann man für besondere Zusatzleistungen und noch Gehaltserhöhungen aushandeln.

    • Foto: Melanie Brauny

      Melanie Brauny Beantwortet am 3 Okt 2022:


      Hallo buss16ted,
      eine sehr interessante Frage! Ich bin – wie viele hier auch schon erwähnt haben – als Doktorandin mit einer 65% Stelle angestellt, das heißt, bei mir landen pro Monat etwa 1700 Euro auf dem Konto.
      Was in der Wissenschaft aber auch ein Thema ist, sind befristete Verträge, d.h. oft wird man nur für einen gewissen Zeitraum (z.B. 3 Jahre) fest angestellt und muss sich danach nach etwas Neuem umschauen, oder hoffen, dass er verlängert wird. Das kann sehr stressig sein, bietet aber auch die Möglichkeit, sein Wissen an vielen verschiedenen Stellen einzubringen und zu vermehren.
      Viele liebe Grüße : )

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